Kevin Leja und Iris Schwarzenbacher: „Von Angesicht zu Angesicht“ – Fürsorge in Freundschaften von männlichen Jugendlichen
Mit dem vorliegenden Aufsatz wollen die Autor*innen eine Leerstelle füllen und Fürsorge in Freundschaften zwischen Jungen in den Untersuchungsfokus rücken. Nach einer Annäherung an die zentralen Begriffe „Fürsorge“ und „Freundschaft“ folgt hierfür eine kritische Auseinandersetzung mit dem bisherigen Forschungsstand. Im Anschluss werden Methoden, eine Einzelfallanalyse und verschiedene Analyseergebnisse für eine kritische Reflexion bisheriger Theorieentwürfe genutzt, um abschließend ein Fazit und einen Ausblick zu geben.
In der Freundschaftsforschung wird die Freundschaft zwischen Mädchen und die dort praktizierte Intimität häufig als Idealtypus betrachtet. Zwar gibt es mittlerweile einige Veröffentlichungen zu Freundschaften zwischen Jungen, die Analyse von Fürsorglichkeit bleibt dabei allerdings meist auf den Verweis auf fehlende Intimität beschränkt. Es ist also wünschenswert und notwendig, dazu zu forschen. Dieser Artikel macht mit Rückgriff auf Konzepte der feministischen Care-Ethik Fürsorge in Freundschaften zwischen Jungen sichtbar und reflektiert mithilfe der Ergebnisse aus einer tiefenhermeneutischen Einzelfallanalyse den bisherigen Forschungsstand. Empirisch wird deutlich, dass eine breite Palette an Fürsorgepraktiken in Freundschaften zwischen männlichen Jugendlichen zu finden ist. Dem durch männlichkeitstheoretische Forschung entstehenden Eindruck, Jungen würden kaum Sorge für sich und andere tragen, wird somit empirisch gestützt entgegnet. Gleichzeitig zeigt sich, dass Männlichkeitsanforderungen ein Fürsorgehindernis in Freundschaften darstellen können. Diesem Spannungsverhältnis wird in vorliegendem Artikel auf den Grund gegangen.