Empfehlung der AGJF BW
Liebe Träger und Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit,
mit der voraussichtlich in Kraft tretenden SGB VIII-Änderung zur Stärkung der Angebote der Jugendarbeit im Ganztag während der Ferienzeiten ergeben sich für euch wichtige Möglichkeiten, die Offene Arbeit mit Kindern deutlich zu stärken und kreativ weiterzuentwickeln.
Durch die Möglichkeit, Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit als rechtsanspruchserfüllend in den Ferienzeiten anzurechnen, eröffnen sich Chancen, bewährte und innovative Ferienangebote auszubauen und den Bedarfen der Familien gerecht zu werden. Kinder erhalten Raum für Erholung, selbstorganisiertes Handeln und Mitbestimmung – Aspekte, die besonders in der Ferienzeit von großer Bedeutung sind.
Zugleich zeigt sich, dass eine Auseinandersetzung mit Schulkooperationen aus Sicht außerschulischer Angebote unabdingbar ist. Die Verbesserung der Kooperation ist ein wesentlicher Baustein – sie kann dazu beitragen, Doppelstrukturen zu vermeiden, Ressourcen effizient zu nutzen und ein vielfältiges und inklusives Bildungs- und Betreuungsangebot vor Ort nachhaltig zu gestalten. Dabei ist es zentral, die spezifischen Bedarfe aller jungen Menschen im Blick zu behalten und gerade inklusive und gendergerechte Ansätze umzusetzen.
Das neue Landesjugendhilfegesetz Baden-Württemberg unterstreicht die Bedeutung von Partizipation junger Menschen (Kinder und Jugendliche) an allen sie betreffenden Planungen und die Förderung von Vielfalt sowie Inklusion. Ortsnahe und bedarfsgerechte Angebote, die die Selbstbestimmung junger Menschen respektieren, sind Kernelemente zukunftsfähiger Kinder- und Jugendhilfe.
Im Gespräch über Kooperationen liegt es an euch, klare Absprachen mit Schulen, Schulträgern sowie anderen Partnern zu treffen, ohne dabei das eigene Profil der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und deren Vielfalt zugunsten schulischer Strukturen aufzugeben. Denn Offene Kinder- und Jugendarbeit ist weit mehr als ein schulisches Betreuungsangebot – sie begleitet junge Menschen von 6 bis 27 Jahren in ihrer individuellen und gesellschaftlichen Entwicklung.
Dabei gilt es auch, die personellen Ressourcen so zu steuern, dass genügend Kapazitäten für die Arbeit mit älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbleiben. Die Sicherung und Qualifizierung der Fachkräfte bleibt ein zentraler Schwerpunkt, insbesondere im Hinblick auf Inklusion und Kinderschutz.
Wichtig ist zudem, dass die Finanzausstattung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit an die wachsenden Anforderungen angepasst wird. Kinderschutz, inklusive Angebote und ein verlässliches Betreuungsangebot insbesondere in den Ferienzeiten erfordern ausreichende personelle, räumliche und finanzielle Ressourcen. Ohne eine bessere Ausstattung besteht die Gefahr, dass Qualitäten leiden, die Belastung für Mitarbeitende steigt und die vielfältigen Bedarfe der jungen Menschen nicht vollständig abgedeckt werden können. Gemeinsam mit politischen Entscheidungsträger*innen und Fördergeber*innen sollte daher eine nachhaltige und angemessene Finanzierung der Jugendarbeit eingefordert und gesichert werden. Wir unterstützen euch hierbei auf Landesebene und durch die Mitarbeit an den Gesetzestexten. Lobbyarbeit ist für uns alle in den nächsten Jahren eine wichtige Aufgabe.
Konkret empfehlen wir euch:
- Nutzt die Chancen, Ferienangebote als Teil des Rechtsanspruchs anzubieten, und gestaltet diese attraktiv, vielfältig und aus Sicht der Kinder
- Entwickelt neue, flexible und niederschwellige Angebote in der außerschulischen Bildungs- und Freizeitgestaltung, die sich an den vielfältigen Lebenslagen der jungen Menschen bei euch vor Ort orientieren. Dazu können auch veränderte Öffnungszeiten und selbstverwaltete Öffnungsangebote gehören.
- Setzt auf inklusive Bildungs- und Betreuungsansätze sowie Gendergerechtigkeit, wie es auch im neuen LKJHG formuliert wird.
- Pflegt und vertieft die Kooperation mit Schulen, Politik und Jugendhilfeplanung, sowie weiteren Partnern auf kommunaler Ebene, um Synergien zu nutzen und die Planung zu optimieren.
- Achtet darauf, dass euer Profil als Offene Kinder- und Jugendarbeit klar erkennbar bleibt und eure Arbeit auch im Alterssegment der Älteren stark bleibt.
- Sichert eure Fachkräfte, entwickelt Teamstrukturen inklusiv und sicher und setzt konsequent Schutzkonzepte um.
Wir sind überzeugt: Mit innovativen Ideen und eurer professionellen Arbeit wird die Offene Kinder- und Jugendarbeit gerade in den Ferienzeiten ein bedeutender Ort für Erholung, Begegnung, Engagement und gesellschaftliche Teilhabe sein.
Zusätzlich möchten wir Euch auf wichtige Publikationen der AGJF hinweisen, die Euch bei der Weiterentwicklung und Absicherung Eurer Arbeit unterstützen:
Zudem möchten wir Euch darüber informieren, dass das neue Landesjugendhilfegesetz Baden-Württemberg (LKJHG) wahrscheinlich zum Jahreswechsel in Kraft treten wird.
Die AGJF BW plant Online-Veranstaltungen, um Euch rechtzeitig und praxisnah über die Neuerungen zu informieren und den Austausch anzuregen. Die Einladung dazu erfolgt zeitnah per Mail und über unsere Kanäle.
Für eure Fragen und den fachlichen Austausch stehen wir euch jederzeit zur Verfügung.